Musikzimmer von Christian Schorno: Inhaltsübersicht

Willkommen im Musikzimmer! Dies sind die empfohlenen Inhalte und Neuerscheinungen.

VHS Vorlesung: Pink Floyds «The Dark Side of the Moon»

Heute am 24. März vor 50 Jahren kam in Europa Pink Floyds The Dark Side of the Moon auf den Markt.
Im Mai bringt die Volkshochschule meine Vorlesung über das Album.
Es gibt schon viele Anmeldungen – vielen Dank!

«The Dark Side of the Moon» war 1973 die beste Testplatte für Stereoanlagen. Es setzte mit seiner Hörspiel-Qualität einen neuen Standard für progressive Rockmusik und mutet im Rückblick wie ein Horrorkabinett der Ängste der Mittelklasse an: Überarbeitung, Geldsorgen, Existensängste, Sozialphobien etc. Die Vorlesung befasst sich mit der langen Entstehungsgeschichte des Albums. Die Motive führen zurück zu den Anfängen der Band im psychedelischen Untergrund Londons und in die Zeit des europäischen Progressive Rock.
Ich freue mich bereits seit fünf Jahren auf diese Vorlesung: Damals, 2018, las ich an der VHS «Folk und Blues im Wunderland», eine Vorlesung über die psychedelische Musikszene San Franciscos am Ende der 1960er Jahre. Nun kommt endlich das Ergänzungsstück, das vom psychedelischen Untergrund Londons handelt und davon, wie eine der erfolgreichsten Bands dieser Szene 1973 richtig gross herauskam.
Am dritten Abend werden wir uns das Album in glorioser Quadrophonie anhören.
Daten
Mo 08.05.2023 19:30 - 21:00 drei Wochen lang bis am 22.05.2023
Zur Anmeldung folgen Sie dem Quellen/Inspirations-Link unten.

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Uriah Heep: Gypsy

Debut Single von Uriah Heep. Die Single war signifikant kürzer editiert (3:03) als die Album-Version (6:37).
Lyrisch eine Liebestragödie. Das dramatisch leidende «Aah» fungiert als eine Art Refrain.
Das Besondere an diesem Song war die Hammondorgel (plus Leslie), die das wichtigere Solo spielt als die Gitarre.
Strukturell eine Simple Verse Form mit langem (LP) oder kurzem (Single) Zwischenspiel. Dieses Zwischenspiel ist keine Bridge und der Song keine AABA-Form, da es auf dem selben Gitarrenriff basiert, wie Intro, Verses und Coda.

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Excavated Shellac

«Excavated Shellac» heisst der Musikblog von Jonathan Ward aus Los Angeles, einem Sammler von alten Schellackplatten aus mehr oder weniger exotischen Ländern (also nicht Amerika und nicht dem UK).
Seine Sammlung bildet ein unvergleichliches Korpus für ethnische Musik aus einem schmalen Zeitfenster, die unter ganz besonderen Umständen entstanden ist. In den 1920er Jahren begannen die Plattenlabels damit, lokale Musik aus allen möglichen Ländern aufzunehmen und zu veröffentlichen. Diese Praxis führten sie weiter, bis in den 1930er Jahren die Weltwirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg dieser Tätigkeit ein Ende setzten.
Das Geschäftsmodell hinter diesen Platten
Warum nahmen Labels lokale Musik auf? Klingt nicht nach einem sehr lukrativen Geschäft, nicht wahr? Sie nahmen da keine Hits oder wenn schon nur lokale Hits auf. Warum also? Sie taten es aus einem einzigen triftigen Grund, nämlich um Plattenspieler verkaufen zu können. Plattenlabels waren damals die hauptsächlichen Hersteller von Plattenspielern. Bzw. umgekehrt: Die Gerätehersteller bauten unter ihrem Namen selbst ein Repertoire von Platten auf, damit niemand sagen konnte: «Ich brauche keinen Plattenspieler, denn meine Musik gibt es gar nicht auf Platte.» Die grossen amerikanischen Plattenlabels der 1920er Jahren waren Columbia, Brunswick und Victor («The Big Three», wie man sie auch nannte). Hinzu kam die europäische Musikindustrie: in England HMV (His Masters Voice) und Columbia Graphophone Company, die spätere EMI, in Frankreich Pathé, in Deutschland Lindstrom und das Sublabel Odeon.
Korpus
Mit den von Ward gesammelten Schellackplatten liegt ein unvergleichlicher Schatz ethnischer Musik vor, Musik, die kaum globalisiert ist. Da hört man Stimmakrobatik und fremdartige Instrumente spielen, ohne dass ein Breakbeat drunter gelegt ist. Authentisch ist sie deshalb nicht, denn oft musste die Musik gekürzt werden, damit sie auf Schellack passt oder Instrumente wurden ersetzt, damit die Aufnahme überhaupt gelang. Nichtsdestotrotz entstand ein einzigartiger Bestand – ein Korpus – von Musik, unmittelbar bevor es wie heute internationale Märkte gab. Und es sind ein paar wenige Jahre, in denen diese Tätigkeit stattgefunden hat. Das Korpus ist also wie ein Bild der Musik der Welt in einer ganz bestimmten Epoche.
Blog: Excavated Shellac
Jonathan Ward veröffentlicht seit April 2007 Perlen aus seiner Sammlung auf dem Blog Excavated Shellac. Er schrieb zu jedem veröffentlichten Stück alles auf, was er über die Musik, die Musiker*innen und die Tätigkeit der Labels in der Region oder dem Land wusste.
Archivrelease «Excavated Shellac» bei Dust-To-Digital
Das auf die Digitalisierung von alten Schellackplatten spezialisierte Label Dust-To-Digital hat bisher vier Archivreleases mit Perlen aus Wards Sammlung veröffentlicht. Die beiden ersten versammelten ausgewählte Instrumente: Reeds und Strings. Der dritte Release Opika Pende mit Platten aus Afrika und Excavated Shellac: An Alternate History Of The World's Music von 2020 mit Platten aus der ganzen Welt. 100 Musikstücke im Digitalformat oder auf vier CDs gebrannt, zusammen mit einem extensiven Booklet. Dieser Release war im Rahmen der «64th Annual Grammy Awards» in der Kategorie «Best Historical Album» nominiert.
Links
– Jonathan Ward: Excavated Shellac (Musikblog)
– Norient: Lonely Artists Today: Jonathan Ward

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Lana Del Rey: A&W

«A&W» ist eine amerikanische Bier Marke. Der Song hiess ursprünglich «American Whore». Als Product Placement wird er wohl eher am amerikanischen Radio gespielt als mit einem Titel, der Klartext spricht. Lana Del Rey schlüpft in ihrem neuesten Song in die Haut einer Sexworkerin. Wie stets stehen ihre Figuren als exemplarische Vertreter*innen der Gattung des homo americanus. Nathalie Djamila Noll schreibt in einem Feature im Musikexpress: «Kaum eine Künstlerin bündelt das Lebensgefühl der Millennials so gekonnt wie sie. Vollgepackt mit Metaphern und Verweisen auf Pop und Literatur erkundet Del Reys Musik ihren eigenen Traum der USA – oder was davon noch übrig ist.» Wie Joan Didion in den 1960er Jahren dokumentiert die Sängerin das Leben an der Westküste, berichtet aber nicht authentisch oder netral, sondern überhöht die beobachteten Selbstentwürfe zu eigentlichen Kunstfiguren. Die «A&W» im Song macht sich nichts vor und sagt von sich, dass es nicht mehr darum gehe, jemanden zu haben, der sie liebt. Sie weiss, was sie ist: «It's not about havin' someone to love me anymorе / This is the experiеnce of bein' an American whore». Sie akzeptiert ihren Status am Rand der Gesellschaft. Offenbar ist sie im Modus des Überlebens und wer dort angekommen ist, hat keine Energie mehr, für ein anderes Leben zu kämpfen, hat keine andere Antwort mehr für ihr Dasein als die Feststellung, dass sie so ist und dass sie ihr Sosein mag. Das ist der Stolz, der am Nullpunkt bleibt:

Ask my why, why, why I'm like this
Maybe I just kinda like this
I don't know, maybe I'm just like this.

«A&W» ist wie die Essenz von Lana Del Reys Songwriting-Kunst. Hier ist alles kondensiert, was die einen guten Lana Del Rey Song ausmacht: die Melancholie, die Nostalgie, das Pathos, die Illusionslosigkeit, die fehlende Ironie oder Authentizität, die zentral für die musikalische Kunst früherer Generationen war.
Songstruktur
Der Song besteht aus zwei Teilen, der erste eine Contrasting Verse-Chorus Form mit Pre-Chorus, der zweite – mehr Track als Song – eine Sequenz mit einem gerappten A-Teil, der von Shimmy, Shimmy, Ko-Ko Bop interpoliert ist und zwei Mal wiederholt wird. Hier fehlt eine erkennbare Songstruktur und deshalb nennen wir den zweiten Teil von «A&W» einen «Track» statt einen «Song». Das macht «A&W» zu einer Suite aus Song und Track. Der Triphop und Electro evozierende Track nimmt wie ein Remix Elemente aus dem Song als Sample auf und verfremdet sie.
Lana Del Reys Stimme
Im Song ist interessant zu hören, wie die Stimme von Del Rey sich verändert: Der nuschelnde Whisper Pop, der ihr Markenzeichen ist, dann die Sequenzen, in denen die Erzählerin ihren Körper beschreibt («Look at my hair ...» und «I'm a princess ...», in der die Melodie in die extremen Höhen der Kopfstimme flüchtet und auf fast grausame Art verletzlich klingt, weil sie hörbar versagt. Dann folgt der Pre-Chorus, wo Del Rey mit sich selbst im Chor singt und der Chorus, wo die Stimme wieder an ihren Ausgangspunkt zurück findet, die dunkeln und schwermütigen Harmonien sie aber «grounden».
«A&W» ist zweifellos ein Instant-Klassiker.

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Depeche Mode: Ghosts Again

Depeche Mode sind nun zum Synthpop-Duo geschrumpft, das aus dem musikalischen Meister Martin L. Gore und dem Frontmann Dave Gahan besteht. Nach mehr als fünf Jahren seit der letzten Single kommt die Band zurück, die in den 1980er Jahren Synthpop zum Mainstream-Crossover gemacht in die Hitparaden gebracht hat.
«Ghosts Again» ist ein strukturell ungewohnter Song (siehe «Slides»): Lyrisch zwei Verse-Pre-Chorus–Chorus-Sequenzen, die musikalisch auf einem Motiv und einer Variante dieses Motivs beruht. Also eine Art Simple Verse-Chorus Form mit Pre-Chorus. Der Chorus tritt in zwei Varianten auf, die wiederholt werden. Ohne die Wiederholungen könnte man die Verse-PC-Chorus-Sequenzen als Verses wahrnehmen und bezeichnen und «We'll be Ghosts Again» wäre eine Reprise.
Als Song fehlt «Ghosts Again» der Kontrast. Als Tanznummer funktioniert der Track, wenn man ihn etwas beschleunigt (z.B. der Poly Gore Mix). Die Abmischung ist farblos, was beim Video von Anton Corbijns starken Schwerz-Weiss-Bildern ein unnötiger Kahlschlag ist. Die melodischen Pianofiguren sind im Mix zurückgehalten. Sie hätte man als geisterhaftes Piano klanglich gestalten sollen, dann wäre der Track zu retten gewesen. So ist er ein Alterswerk, das man nach ein paar Mal hören vermutlich abhakt.

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Cocaine And Rhinestones: The History of Country Music: 1.01 Ernest Tubb: The Texas Defense

«Cocaine & Rhinestones» ist ein Podcast zur Geschichte der Country Music von Tyler Mahan Coe, dem Sohn von Country-Singer-Songwriter David Allan Coe. Bisher sind zwei Staffeln erschienen mit 15 respektive 18 Episoden. In der ersten Jahreshälfte von 2018 schaffte es dieser Podcast an die Spitze der Musikpodcasts bei iTunes.
«Cocaine & Rhinestones» wurde von Tyler Mahan Coe in Eigenregie recherchiert und produziert. Ab der zweiten Episode hatte er Zugang zu den Archiven der Country Music Hall of Fame and Museum. Der Podcast wurde aussergewöhnlich gut recherchiert und ist daher wie ein gutes Buch zur Musikgeschichte. Die Episoden sind unterschiedlich lang, und dauern nicht selten mehr als anderthalb Stunden. Coe interessiert sich für die verschiedenen Varianten einer Geschichte und lässt sie aufeinanderprallen. Er scheut auch nicht vor kontroversen Themen wie Rassismus und Sexismus zurück.
Die Webseite präsentiert zu jeder Episode die verwendeten Quellen, ein Transskript und «liner notes», letzteres ein Segment mit verwendeter Musik, Kommentaren, Korrekturen usw.
Links
– Patreon: Tyler Mahan Coe

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The Wire: TheWire_366

Die Ausgabe kam mit der CD The Wire Tapper 35. Invisible Jukebox mit Bernie Krause von Beaver And Krause (p. 22 ff.). Umfangreiche Artikel zu Lee Gamble (p. 26 ff.), St. Vincent (p. 32) und Trevor Wishart (p. 38). Rubrik «The Inner Sleeve»: Jenny Hval schreibt über die Promo-Fotografie von 1973, die Masayoshi Sukita von David Bowie machte.

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Slapback echo

Slapback echo wurde im Prinzip bereits am Ende der 1940er Jahre von Les Paul erfunden, aber mitte der 1950er Jahre von Sam Philips, dem Produzenten der frühen Singles von Elvis Presley, zum Industriestandard für Rockabilly gemacht. Als Referenzaufnahme gilt Mystery Train . Um den Sound der Rockabilly-Trios und -Quartette dicker oder präsenter zu machen, wurde Musik oder Gesang auf ein Tonband aufgenommen und vom Wiedergabekopf der Maschine, der in Bandlaufrichtung (vor dem Aufnahmekopf) angebracht ist, zurückgespielt. Die beiden Signale wurden schlieslich wieder zusammengemischt. Der mechanische Versatz der Tonköpfe sowie die Bandgeschwindigkeit bestimmt die Delay-Zeit. Die Lautstärke des Singals von der Hinterbandkontrolle bestimmte die Grösse des Raumeindrucks. Dieser Aufnahmetrick wurde ein Standard für Rock-'n'-Roll-Aufnahmen, die zu Beginn des Genres meistens in kleinen Studios von Indie-Labels entstanden sind.
Kulturelle Konnotationen
Der verhallte Sound der Platten aus den 1950er Jahren wurde oft mit der aufkommenden Weltraumtechnologie (Satelliten) und dem Wettlauf ins All asoziiert. Was für heutige Ohren wie ein billiger Trick klingt, war damals ein futuristischer Gimmick.

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Farfisa

Farfisa war eine italienische Herstellerin von Orgeln, Radios und TVs. Die Farfisa Compact de Luxe (1964) war Mitte der 1960er Jahre eine beliebte Comboorgel (eine Antwort auf die Vox Continental, die von vielen Studio- und Live-Bands in der Zeit, als die Orgel neu war, eingesetzt wurde, zum Beispiel von Sam The Sham And The Pharaohs, Blues Magoos, Blues Project, Country Joe And The Fish, Strawberry Alarm Clock, Sly and The Family Stone, Spooner Oldham auf unzähligen Aufnahmen aus Muscle Shoals sowie Pink Floyd (zwischen The Piper at the Gates of Dawn bis hin zu Dark Side of the Moon). Rick Wright schloss seine Orgel meist an ein Binson Echorec Delay-Gerät an, was für den psychedelischen Höreindruck entscheidend war. Neuere Bands, die die Orgel prominent einsetzenen sind Blondie, B-52's, Inspiral Carpets, Yo La Tengo oder American Analog Set.
1968 wurde die Compact- von der Fast- und der Professional-Serie abgelöst. In den 1970er Jahren spielten Rock-Bands eher Hammond- als Comboorgeln. Mit der New Wave kamen sie aber zurück.
Die Firma Farfisa hat sich aus verschiedenen Akkordeon Herstellerfirmen zusammengeschlossen: Settimio, Soprani, Scandalli, Frontallini. Der Firmenname ist ein Akronym und steht für «FAbbriche Riunite de FISArmoniche» («Vereinigte Akkordeonwerke»). Sie wurde 1987 an Bontempi verkauft.

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ADT

ADT oder «Automatisches Double-Tracking» war eine Aufnahmetechnik der mittleren 1960er Jahre, die in den Abbey Road Studios in London entwickelt wurde als sie noch EMI Studios hiessen. Um Doubletracking herzustellen, was zu dieser Zeit ein Produktionsstandard für Stimmen und Soloinstrumente war, musste eine Sängerin, ein Sänger oder eine Band zwei Mal singen. Der Gesang musste genügend ähnlich sein und es brauchte in der Regel mehrere «takes» bis der Produzent zufrieden war. Doubletracking kostete Zeit und eine ganze Aufnahmespur auf der 4-Kanal-Maschine.
Der Anlass, um ADT zu erfinden kam 1966 möglicherweise vom damals führenden EMI-Act, den Beatles, die keine Lust auf zwei Mal singen und spielen hatten, oder von den EMI-Aufnahmetechnikern, die den Aufnahmeprozess beschleunigen, Kosten senken und eine Aufnahmespur mehr zur Verfügung haben wolten.
Es war Techniker Ken Townsend der mit der Lösung kam: Die bei der Aufnahme verwendeten Studer 4-Spur-Tonbandgeräte hatten zwei leicht zeitversetzte Ausgänge pro Aufnahmekanal, die Townsend während dem Mix-Prozess abgriff. Auf einem der Ausgänge schloss er eine EMI BTR 2 Mono Tonbandmaschine an, die das Signal bei einer von einem Kristall-Oszillator gesteuerten und von Hand abgestimmten Geschwindigkeit von rund 30 inch pro Sekunde aufnahm und schliesslich mit dem anderen Signal vom Vierspur-Band zusammen mischte (siehe das Video von Waves Audio mit dem Ken Townsend Interview).
Das ADT-Verfahren erfand mit dem Oszillator gesteuerten Tonband einen Audio-Effekt, den man bis heute «Flanging» nennt (siehe Flanger. Flanging entsteht, wenn man die Geschwindigkeit des zusätzlichen Tonbandgeräts leicht wobbelnd verändert (schnelles hin- und her drehen des Frequenz-Drehreglers. Den Begriff haben laut Mark Cunningham George Martin und John Lennon geprägt. Als lennon fragte, wie man das Problem des ADT nun gelöst hätte, erklärten ihm die Techniker den Trick. Lennon aber hate wenig technisches Flair und verstand die Erklärung, die man ihm gab, nicht. George Martin sprang mit einer metaphorischen Beschreibung ein: «Wir leiten deine Stimme wie durch die Zähne einer Gabel, wobei sie durch das eine oder andere Gerät geht, wodurch ein sprühender Rand/Flansch entstehet» (Cunningham, p. 145). Lennon verstand es zwar noch immer nicht aber er kommunizierte von nun an mit den Technikern so: «Kannst du meine Stimme bei diesem Song flangen?» So bürgerten sich das Wort Wort «Flanging» für den Effekt ein. Wenig später wurden auch Effektgeräte gebaut, die diesen Effekt nutzen und die man Flanger nannte.
Links
Inside Abbey Road: Artificial Double Tracking (13. April 2020)

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Beach Boys: Surfin' U.S.A.

«Surfin'n U.S.A.», ein Thema-Album übers Surfen, etablierte das Markenzeichen der Beach-Boys: der vielstimmige Gesang, der mit Doubletracking noch reicher und gehaltvoller gemacht wurde als er ohnehin war. Solche komplexen Stimmen hörte man zuletzt bei den Four Freshmen, einer Jazz-Vocal-Gruppe, die den Barbershop-Gesang weiterentwickelte. In der jungen Popmusik der frühen 1960er Jahren war ein solcher vielschichtiger Gesang einzigartig.
Das Album hat die typischen Stärken und Schwächen der Zeit vor den Rock Alben: Es ist (nur) 24 Minuten lang, besteht als Thema-Album hauptsächlich aus Songs, die vom Surfen handeln, dabei sind einige Songs Füller («Misirlou» oder «Let's Go Trippin'») oder Übungen auf dem Weg zur Meisterschaft (z.B.: «Stocked», «Noble Surfer» oder «Honky Tonk»).
Es ist wichtig zu betonen, dass hier nicht die Wrecking Crew spielt, sondern die Band selbst. Studiomusiker übernahmen die ständig tourenden Beach Boys im Studio zwei Jahre später beim Album Today. Das blieb so bis zu Pet Sounds 1966.
«Surfin U.S.A.» ging auf Platz 2 der Charts und entfaltete eine mächtige Wirkung: Surfen wurde eine Jugend-Mode im ganzen Land.

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Musikjahr 1973

Das Krisen-geschüttelte Jahr 1973 brachte mit der Ölkrise das Ende des Wirtschaftswunders, die Watergateaffäre, der Putsch in Chile und den Jom-Kippur-Krieg.
Pop – Glam und Rock 'n' Roll Revival
Pop wird vor allem in Grossbritannien von Glamrock beherrscht: Slade, Gary Glitter, Elton John, Sweet oder Suzi Quatro. Ein teil dieser Acts und deren Titel können auch einem Rock-'n'-Roll-Revival zugerechnet werden (z.B. «Crocodile Rock» oder die Gary Glitter Songs).
Afroamericana
Neben Motown etabliert sich 1973 Phillysoul. Den Hit des Jahres landet Roberta Flack mit Killing Me Softly with His Song.
Rock
Am 24. März 1973 veröffentlichten Pink Floyd ihr Konzeptalbum Dark Side Of The Moon. Dieses Album blieb jahrelang in den Charts, verkaufte weit über 50 Millionen Exemplare und war wegweisend für den Progressive Rock der kommenden Jahre.
Eine Hybride aus Progressive Rock und Folk wurde zu einem weiteren Grosserfolg: Tubular Bells von Mike Oldfield. Sein Erfolg war umso bemerkenswerter als «Tubular Bells» der erste Katalognummer des damals neu gegründeten Virgin Labels war.
Hip Hop
Der 11. August 1973 gilt als die Geburtsstunde von Hip Hop. Am Abend war DJ Kool Herc DJ und MC eine Blockparty in der Bronx.
US-Hitprade
Billy Paul: Me and Mrs. Jones (16. Dezember 1972 bis 5. Januar 1973)
Carly Simon: You're So Vain (6. Januar 1973 bis 26. Januar 1973)
Stevie Wonder: Superstition (27. Januar 1973 bis 2. Februar 1973)
Elton John: Crocodile Rock (3. Februar 1973 bis 23. Februar 1973)
Roberta Flack: Killing Me Softly with His Song (24. Februar 1973 bis 23. März 1973)
O'Jays: Love Train (24. März 1973 bis 30. März 1973)
Roberta Flack: Killing Me Softly with His Song (31. März 1973 bis 6. April 1973)
Vicki Lawrence: The Night the Lights Went out in Georgia (7. April 1973 bis 20. April 1973)
Dawn: Tie a Yellow Ribbon Round the Ole Oak Tree (21. April 1973 bis 18. Mai 1973)
Stevie Wonder: You Are the Sunshine of My Life (19. Mai 1973 bis 25. Mai 1973)
Edgar Winter Group: Frankenstein (26. Mai 1973 bis 1. Juni 1973)
Paul McCartney & Wings: My Love (2. Juni 1973 bis 29. Juni 1973)
George Harrison: Give Me Love (Give Me Peace on Earth) (30. Juni 1973 bis 6. Juli 1973)
Billy Preston: Will It Go Round in Circles (7. Juli 1973 bis 20. Juli 1973)
Jim Croce: Bad, Bad Leroy Brown (21. Juli 1973 bis 3. August 1973)
Maureen McGovern: The Morning After (4. August 1973 bis 17. August 1973)
Diana Ross: Touch Me in the Morning (18. August 1973 bis 24. August 1973)
Stories: Brother Louie (25. August 1973 bis 7. September 1973)
Marvin Gaye: Let's Get It On (8. September 1973 bis 14. September 1973)
Helen Reddy: Delta Dawn (15. September 1973 bis 21. September 1973)
Marvin Gaye: Let's Get It On (22. September 1973 bis 28. September 1973)
Grand Funk: We're an American Band (29. September 1973 bis 5. Oktober 1973)
Cher: Half-Breed (6. Oktober 1973 bis 19. Oktober 1973)
Rolling Stones: Angie (20. Oktober 1973 bis 26. Oktober 1973)
Gladys Knight And The Pips: Midnight Train to Georgia (27. Oktober 1973 bis 9. November 1973)
Eddie Kendricks: Keep on Truckin' (10. November 1973 bis 23. November 1973)
Ringo Starr: Photograph (24. November 1973 bis 30. November 1973)
Carpenters: Top of the World (1. Dezember 1973 bis 14. Dezember 1973)
Charlie Rich: The Most Beautiful Girl (15. Dezember 1973 bis 28. Dezember 1973)
UK-Hitparade
Jimmy Osmond: Long Haired Lover from Liverpool (17. Dezember 1972 bis 20. Januar 1973)
Sweet: Blockbuster (21. Januar 1973 bis 24. Februar 1973)
Slade: Cum On Feel The Noize (25. Februar 1973 bis 24. März 1973)
Donny Osmond: Twelfth Of Never (25. März 1973 bis 31. März 1973)
Gilbert O'Sullivan: Get Down (1. April 1973 bis 14. April 1973)
Dawn: Tie A Yellow Ribbon Round The Old Oak Tree (15. April 1973 bis 12. Mai 1973)
Wizzard: See My Baby Jive (13. Mai 1973 bis 9. Juni 1973)
Suzi Quatro: Can The Can (10. Juni 1973 bis 16. Juni 1973)
10CC: Rubber Bullets (17. Juni 1973 bis 23. Juni 1973)
Slade: Skweeze Me Pleeze Me (24. Juni 1973 bis 14. Juli 1973)
Peters and Lee: Welcome Home (15. Juli 1973 bis 21. Juli 1973)
Gary Glitter: I'm The Leader Of The Gang (I Am) (22. Juli 1973 bis 18. August 1973)
Donny Osmond: Young Love (19. August 1973 bis 15. September 1973)
Wizzard: Angel Fingers (16. September 1973 bis 22. September 1973)
Simon Park Orchestra: Eye Level (23. September 1973 bis 20. Oktober 1973)
David Cassidy: Daydreamer (21. Oktober 1973 bis 10. November 1973)
Gary Glitter: I Love You Love Me Love (11. November 1973 bis 8. Dezember 1973)
Slade: Merry Christmas Everybody (9. Dezember 1973 bis 12. Januar 1974)
Top-Hits der CH-Hitparade
Les Humphries Singers: Mexico (21. November 1972 bis 22. Januar 1973)
Monica Morell: Ich fange nie mehr was an einem Sonntag an (23. Januar 1973 bis 26. Februar 1973)
Elton John: Crocodile Rock (27. Februar 1973 bis 19. März 1973)
Les Humphries Singers: Mama Loo (20. März 1973 bis 23. April 1973)
Bernd Clüver: Der Junge mit der Mundharmonika (24. April 1973 bis 11. Juni 1973)
Demis Roussos: Goodbye My Love, Goodbye (12. Juni 1973 bis 11. September 1973)
Suzi Quatro: Can the Can (12. September 1973 bis 23. Oktober 1973)
Rolling Stones: Angie (24. Oktober 1973 bis 20. November 1973)
Lobo: I’d Love You to Want Me (21. November 1973 bis 21. Februar 1974)
Querverweise
– zur Liste der US-Top-Hits 1973
– zum Tag: US-Top-Hit
– zur Liste der UK-Top-Hits 1973
– zum Tag: UK-Top-Hits
– zur Liste der CH-Top-Hits 1973
– zum Tag: CH-Top-Hits
– zur Monatsdiskografie vom Januar 1973 (mit Navigation zu den anderen Monaten des Jahres)
Links
– Was War Wann?: Musikjahr 1973

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