Paul Weston: Music For Dreaming | Release-Factsheet

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Release «Music For Dreaming» von Paul Weston.

Fakten

Veröffentlichungsdaten: 1945 07, 1950 (10' Vinyl LP)
Label: Capitol BD 9, Capitol H 222
Produktion:
Genre: Traditionalpop - Orchestralpop - Easylistening

Annotationen

«Music For Dreaming» gilt als das erste Mood-Music-Album. Im Unterschied zu den früheren Swing-Orchestern spielen Easy-Listening-Orchester keine Tanzmusik. Ihre Musik dient der Hintergrundbeschallung im Wohnzimmer oder einem individuellen Hörerlebnis. Das individuelle Hörerlebnis war zur Zeit ein revolutionäres Konzept, denn Unterhaltungsmusik war bisher stets ein soziales Erlebnis. Eine Aufführung auf einer Bühne im Kontext einer Show, Tanzmusik, Gesellschaftsmusik, ... Mit dem Konzept einer Musik zum Träumen wird sozusagen das moderne Individuum geboren sowie das individuelle Musikhören. Das Individuum, das zuhause mit Plattenspieler sich selbst beschallt und in Stimmung bringt. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass diese Musik nach wie vor in einer sozialen Situation gehört wird, im Wohnzimmer einer Familie, möglicherweise bei einer Einladung. Wenn man den Titel ernst nimmt, dann zielt das Album nicht auf solche Situationen, denn man träumt nicht, wenn andere zugegen sind. Oder träumt ein Ehepaar jeder für sich von Romanzen mit einem anderen Partner? Umgekehrt mag man denken, Schallplatten wurden schon vor 1945 gekauft und möglicherweise individuell angehört. Doch 3/4 aller Platten wurden für Jukeboxen produziert und wurden in sozialen Situationen gehört. Das verbleibende Viertel Heimgebrauch war dann vielleicht doch grösstenteils gesellschaftliches Musikhören, zum Beispiel der Gastgeber, der sein Grammophon andreht, um die Gäste zu unterhalten – mit Musik («Was für eine Stimme!») und Technologie («Klingt das Gerät nicht wunderbar?»).
Der Traum wird im 20. Jahrhundert massiv aufgewertet. Zuerst kommt Sigmund Freud und erkennt in den Träumen der Analysand*innen deren teils irrationalen Wunschvorstellungen. Der Traum wurde zum Königsweg zum Unbewussten und damit auch ein Weg zur Heilung (die bei Freud immer damit zu tun hatte, rational zu werden). Das Träumen im Kontext der eigenen vier Wände und unter Zuhilfenahme eines Plattenspielers diente nicht mehr der seelischen Gesundung, sondern der Imagination. Nun wurden Wünsche und Begierden angekurbelt. Ohne die ärztliche Lenkung wurden Träume nun zu Wunschvorstellungen in einer neuen Konsumwelt: der Wunsch nach einem passenden romantischen Parner oder einer Partnerin, der Wunsch nach dem Eigenheim, nach dem Auto und schliesslich nach dem komfortablen Leben.
Das Konzept der «mood music» (mit Jazz/Swing assoziertes Blas-Orchester mit Klassik assoziierten Streichern und Chören statt Vokalist*innen) zog 1945 bei der Erstveröffentlichung dieses Albums noch nicht richtig. Physisch musste man nach jedem Stück die Seite oder die Platte wechseln. Diese Situation verbesserte sich 1950 massiv, als diese Stücke auf einer Vinylplatte greifbar wurden, die nur einmal nach vier Stücken gedreht werden musste.

Personen und Querverweise


Paul Weston

Trackliste

Seite A 1. I Only Have Eyes For You (Al Dubin, Harry Warren (2)) - *Seite B 1. So Beats My Heart (Fred Waring, Horace Henderson, Pat Ballard) - *Seite C 1. If I Love Again (Ben Oakland, John Murray) - *Seite D 1. Rain (Eugene Ford) - *Seite E 1. You Came Along From Out Of Nowhere (Edward Heyman, Johnny Green) - *Seite F 1. Don't Blame Me (Jimmy McHugh & Dorothy Fields) - *Seite G 1. My Blue Heaven (George Whiting, Walter Donaldson) - *Seite H 1. I’m In The Mood For Love (Jimmy McHugh & Dorothy Fields) -