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Song «Canadian Railroad Trilogy» von Gordon Lightfoot.
Fakten
Veröffentlichungsdaten: 1967 04 (Album)
Label: United Artists UAS 6587
Songwriter Gordon Lightfoot
Produktion: John Court
Genre: Rock - Folkrock, Rock - Singer-Songwriter
Annotationen
Im Mai 2023 ist Gordon Lightfoot verstorben. Mit etwas Distanz nehme ich mich einem seiner erstaunlichsten Songs an: «Canadian Railroad Trilogy».
Entstehung
Lightfoot schrieb «Canadian Railroad Trilogy» 1967 als Auftragsarbeit der Canadian Broadcasting Corporation (CBC) zum 100-jährigen Bestehen der Canadian Pacific Railway, der Zuglinie, die Kanada von Osten nach Westen durchzieht.
Struktur
Der epische Song hat drei Teile («Trilogie») und ist Struklturell eine Suite. Anstatt dass die drei Teile sich einfach folgen, sind sie verschachtelt: der erste beinhaltet den zweiten, der wiederum den dritten enthält. Der erste Teil ist patriotisch, er besingt Kanada als Land. Der erste Verse ist die Beschreibung von unberührter Natur – ein paradiesischer Zustand. Der zweite Teil besingt das Millieu der Gründerväter, die getrieben von Fortschritt und Moderne das Land industrialisieren, indem sie in eine Eisenbahn investieren. Der dritte Teil beschreibt den Alltag der Eisenbahnbauer, der «navvies».
Erst die Coda verbindet über das Wort «Stille» («silence») den ersten mit dem dritten Teil:
And many are the dead men too silent to be realStill liegen Berge, Wälder und Prärien, wenn sie nicht vom Menschen urbar gemacht und bezwungen werden. Still liegen aber auch die Opfer, wenn kein Barde sie besingt oder keine Geschichtsschreibung ihrer gedenkt ...
Geschichte
«Canadian Railroad Trilogy» ist ein Story Song, also einer, der eine Geschichte erzählt. Die Erzählung ist eine historische und damit hat der Song in zweifacher Hinsicht mit Geschichte zu tun, mit Geschichte als erzählerischem Gehalt und mit Geschichte als Erzählung wie es früher einmal war.
«Canadian Railroad Trilogy» ist historiografisch interessant, weil das Lied in seinen drei Teilen drei Arten von Geschichte («history») erzählt, eine mythologisierende Nationalgeschichte (erster Teil mit der Natur als Erzählgegenstand), eine heroisierende Wirtschafstgeschichte (zweiter Teil mit den Gründern) sowie eine sozialrealistische Alltagsgeschichte (dritter Teil mit den Arbeitern («navvies») als Antihelden). Es ist grossartig wie ein sechsminütiges Lied diese drei Perspektiven ausrollen kann, das Feierliche des Jubiläums, das gesellschaftliche Abenteuer der Bezwingung der Natur durch schiere Willens- und Körperkraft und die Opfer von Blut, Schweiss und Tränen, die meist ausgeblendet werden.
Die Verschachtelung der drei Teile wirkt wie ein tiefer Schürfen bei der Arbeit mit Quellen oder ein Vordringen zur historischen und gesellschaftlichen «Basis». Diese «Basis» steht in Anführungszeichen, weil sie nicht dem marxistischen Modell von Basis und Überbau folgt, sondern einem Modell der Rahmung. Arbeit und Opfer der «navvies» macht nur Sinn im grösseren Kontext – im Rahmen – der Wirtschaftsgeschichte und diese wiederum im Rahmen der Nationalgeschichte.
Intertextualität
Ein Vorbild für «Canadian Railway Trilogy» war die Civil War Trilogy von Bob Gibson und Hamilton Camp.
Bedeutung
Gordon Lightfoot zeigte mit «Canadian Railroad Trilogy» früh, dass kanadische Musiker*innen in der obersten Liga der Populären Musik mitspielen, dass sie mit den amerikanischen Kolleg*innen mithalten können. Lightfoot war nicht der erste. Als der Song herauskam, waren Buffalo Springfield, die Gruppe von Neil Young und Stephen Stills, in Los Angeles bereits gut unterwegs. Leonard Cohen und Joni Mitchell traten einige Monate später ins internationale Rampenlicht. Man nahm Lightfoot im Gegensatz zu Buffalo Springfield als Kanadier wahr – und das war für die kanadische Musik wichtig.
Personen und Querverweise
Gordon Lightfoot
Gordon Lightfoot
John Court
Lyrics
[I, Verse] There was a time in this fair land when the railroad did not run When the wild majestic mountains stood alone against the sun Long before the white man and long before the wheel When the green dark forest was too silent to be real [I, Verse] But time has no beginnings and hist'ry has no bounds As to this verdant country they came from all around They sailed upon her waterways and they walked the forests tall And they built the mines the mills and the factories for the good of us all [I, Verse] And when the young man's fancy was turnin' to the spring The railroad men grew restless for to hear the hammers ring Their minds were overflowing with the visions of their day And many a fortune lost and won and many a debt to pay [II, A] For they looked in the future and what did they see They saw an iron road runnin' from sea to the sea Bringin' the goods to a young growin' land All up through the seaports and into their hands [II, B] Look away said they across this mighty land From the eastern shore to the western strand [II, A] Bring in the workers and bring up the rails We gotta lay down the tracks and tear up the trails Open 'er heart let the life blood flow Gotta get on our way 'cause we're movin' too slow [II, A] Bring in the workers and bring up the rails We're gonna lay down the tracks and tear up the trails Open 'er heart let the life blood flow Gotta get on our way 'cause we're movin' too slow Get on our way 'cause we're movin' too slow [III, Verse] Behind the blue Rockies the sun is declinin' The stars, they come stealin' at the close of the day Across the wide prairie our loved ones lie sleeping Beyond the dark oceans in a place far away [III, Verse] We are the navvies who work upon the railway Swingin' our hammers in the bright blazin' sun Livin' on stew and drinkin' bad whiskey Bendin' our old backs 'til the long days are done [III, Verse] We are the navvies who work upon the railway Swingin' our hammers in the bright blazin' sun Layin' down track and buildin' the bridges Bendin' our old backs 'til the railroad is done [II, A] So over the mountains and over the plains Into the Muskeg and into the rain Up the St. Lawrence all the way to Gaspe Swingin' our hammers and drawin' our pay [II, A] Drivin' 'em in and tyin' 'em down Away to the bunkhouse and into the town A dollar a day and a place for my head A drink to the livin' and a toast to the dead [II, B] Oh the song of the future has been sung All the battles have been won O'er the mountain tops we stand All the world at our command We have opened up the soil With our teardrops and our toil [I, Verse] For there was a time in this fair land when the railroad did not run When the wild majestic mountains stood alone against the sun Long before the white man and long before the wheel When the green dark forest was too silent to be real When the green dark forest was too silent to be real [Coda] And many are the dead men too silent to be real Deutsche Übersetzung Es gab eine Zeit in diesem schönen Land, in der es noch keine Eisenbahn gab Als die wilden, majestätischen Berge einsam unter der Sonne standen Lange bevor der weisse Mann kam und lange vor der Erfindung des Rades [gemeint: Technologie, Fortschritt] Als der grüne, dunkle Wald zu still war, um real zu sein Aber die Zeit hat keinen Anfang und die Geschichte kennt keine Grenzen [Epochen] Was dieses grüne Land betrifft, so kamen sie von überall her Sie segelten auf Wasserstraßen und wanderten aufrecht durch Wälder Und sie bauten Minen, Mühlen und Fabriken zum Wohle von uns allen Und als sich die Fantasie der jungen Bevölkerung dem Frühling zuwandte [Aufbruch] Wurden die Gründer der Eisenbah unruhig, weil sie die Hämmer klingeln hörten Ihre Gedanken waren überfüllt mit den Visionen ihrer Zeit Und [es entstand] manch ein verlorenes und gewonnenes Vermögen und manch eine Schuld, die sie abzuzahlen hatten Denn sie schauten in die Zukunft und was sahen sie? Sie sahen eine eiserne Straße, die von Meer zu Meer führte, die die Ware in ein junges Anbauland bringt Alles über die Seehäfen und in ihre Hände Schau, sagten sie, über dieses mächtige Land Vom Ostufer zum Weststrand Sie brachten die Arbeiter dorthin und schleppten die Schienen heran sie verlegten Gleise und rissen die Pfade auf Öffne dein Herz, lass das Lebensblut fliessen Wir müssen uns auf den Weg machen, weil wir zu langsam sind Arbeiter herein bringen und Schienen hoch tragen Gleise verlegen und die Pfade aufreissen Öffne dein Herz, lass das Lebensblut fliessen Wir müssen uns auf den Weg machen, weil wir zu langsam sind Wir machen uns auf den Weg, denn wir sind zu langsam Hinter den blauen Rockies geht die Sonne unter und [die Berge] stehlen am Ende des Tages die Sterne [verstellen die Sicht auf den Himmel] Auf der anderen Seite der weiten Prärie legen sich unsere Lieben schlafen Jenseits der dunklen Ozeane an einem weit entfernten Ort [die navvies sind Immigranten, ihre Familien sind entweder in Europa, an der Ostküste oder in China] Wir sind die Eisenbahnbauer («navvies») Wir schwingen unsere Hämmer in der strahlenden Sonne Wir leben vom Eintopf und trinken schlechten Whiskey Wir krampfen uns in langen Tage ab Wir sind die Eisenbahnbauer Wir schwingen unsere Hämmer in der strahlenden Sonne Legen Gleise und bauen Brücken Wir krampfen uns in langen Tage ab bis die Bahn fertiggestellt ist Also über die Berge und über die Ebenen In den Muskegon [eine Gegend Kanadas] und in den Regen hinein Den Sankt-Lorenz-Strom hinauf bis nach Gaspe Wir schwingen unsere Hämmer und kriegen unseren Lohn Fahren die [Schienen ] heran und schlagen sie am Boden fest Weg zum Schlafhaus und rein in die Stadt Ein Dollar pro Tag und ein Platz für meinen Kopf Ein Glas auf die Lebenden und ein Toast auf die Toten Oh, das Lied der Zukunft wurde gesungen Alle Schlachten wurden gewonnen Über den Berggipfeln stehen wir Die ganze Welt steht uns zur Verfügung Wir haben den Boden geöffnet Mit unseren Tränen und unserer Arbeit Es gab eine Zeit in diesem schönen Land, in der es noch keine Eisenbahn gab Als die wilden, majestätischen Berge einsam unter der Sonne standen Lange bevor der weisse Mann kam und lange vor der Erfindung des Rades [gemeint: Technologie, Fortschritt] Als der grüne, dunkle Wald zu still war, um real zu sein Als der grüne, dunkle Wald zu still war, um real zu sein Zahlreich sind die toten Männer, die zu still sind, um real zu sein [von den Opfern spricht man nicht]