Ned Lagin & Phil Lesh: Seastones | Release-Factsheet

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Release «Seastones» von Ned Lagin & Phil Lesh.

Fakten

Veröffentlichungsdaten: 1975 04, 1990 (Reed.), 1975 02 (Rec.)
Label: Round RX 106, Rykodisc RCD 40193
Produktion: Ned Lagin
Genre: Rock - Progrock - Electronicprog

Annotationen

Ned Lagin spielte zuweilen bei Grateful Dead die Keyboards. Als Solomusiker hat er nur ein einziges Album veröffentlicht, ursprünglich zusammen mit Phil Lesh, dem Dead-Bassisten: Seastones von 1975. Heute fungiert das Album allein unter Ned Lagins Namen.
Dieses Seastones ist relativ frühe elektronische Musik, die aber nicht wie andere frühe Electronica jener Zeit klingt. Man erwartet vergeblich die grossen futuristischen Gesten der Musik von Jean Michel Jarre, die technoiden Klangkonstrukte von Kraftwerk oder gar das virtuose Keyboardspiel progressiver Tastenleute. Stattdessen blubbert diese Platte unspektakulär vor sich hin. Die Bedeutung der Musik erschliesst sich definitiv nicht durch das Hörerlebnis, sondern durch das Kennen des historischen Hintergrunds ihrer Produktion. Lagin macht hier nämlich «kybernetische» oder «Biomusik», das ist Musik, die aus einem lebendigen Körper bestehend aus elektronischen Instrumenten kommt. Wir hören hier durch einen Mikrocomputer verschaltete elektronsiche Synthis (z.B. den ersten digitalen und polyphonen Buchla Synthesizer). Diese Verschaltung programmierte Lagin auf einem Altair 8800 Rechner, dem ersten Mikrocomputer überhaupt. Das machte er sieben Jahre bevor Synthesizer mit MIDI-Schnittstellen ausgerüstet wurden.
Zur selben Zeit produzierte auch Brian Eno Musik, die das unvorhergesehene Resultat eines generativen Prozesses von miteinander kybernetisch verschalteten Geräte war. Er, nie um eine interessante Theorie verlegen, nannte seine Art zu musizieren «Generative Musik». Der Witz Generativer Musik liegt darin, dass durch die Verschaltung etwas Überraschendes entsteht, das nicht von einer Komponistin oder einem Komponisten, einer Instrumentalistin oder einem Instrumentalisten vorgesehen war. Wenn es nicht despektierlich klänge, könnte man auch sagen «Zufallsmusik». Die Generative Musik veränderte radikal die Rolle der Musiker/-innen: Sie waren hier die Arrangeure technischer Setups und nicht die Meister von Rhythmus, Melodie und Harmonie.
Das Album kam 1975 als quadrophonische Platte heraus und war entsprechend aufgenommen. Auf einer Stereoanlage klang dieses avantgardistische Biest nie ganz so, wie es hätte klingen sollen. Die CD Version von 1990 enthielt zwei Versionen des Werks, eine Live-Version (Dezember 1975) und die LP-Version. Letztere war hier zum ersten Mal ungeschnitten zu hören (ohne, dass man die Schallplatte umdrehen musste), aber immer noch in der Pseudo-Quadrophonie von 1975. Erst vor drei Monaten kam ein richtiger Stereo-Mix heraus, den Pitchfork rezensierte und dabei noch einmal auf den historischen Stellenwert dieser Musik hinwies.
Der Stream stammt noch nicht von diesem neuen Mix, aber vermittelt dennoch eine Idee von Ned Lagins Musik!
zur Wiederausgabe auf 2 CDs (2018)

Personen und Querverweise


Ned Lagin
Phil Lesh
Ned Lagin

Trackliste

CD Ausgabe von 1990 1. Seastones: December 1975 Version - 31:06 2. Seastones: Original February 1975 Version - 42:34 *Alle Tracks: Ned Lagin. ^Seite A der Vinyl Ausgabe von 1975 1. I - 3:30, II - 4:02, III a - 4:38, III b - 5:36, IV a - 0:18, IV b - 2:08, V a - 0:3 *Seite B 1. V b - 4:40, VI - 5:36, VII - 13:34 *Alle Tracks: Ned Lagin.