Cindy Lee: Diamond Jubilee | Release-Factsheet

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Release «Diamond Jubilee» von Cindy Lee.

Fakten

Veröffentlichungsdaten: 2024 03 27
Label: Realistik
Produktion: Pat Flegel & Steven Lind
Genre: Indiepop - Blog-Indie - Hypnagogicpop

Annotationen

Cindy Lee ist keine klare Entität: Zum Teil eine Band, zum Teil der Name der kanadischen Singer-Songwriter Person Patrick Flegel, die bereits vor Jahren mit der Band Women aufgefallen ist. Flegel tritt als Cindy Lee stets in Drag auf, was das Artwork der CD-Veröffentlichung verheimlicht. «Diamond Jubilee» ist bereits das siebente Album des Bandprojekts. Es ist die Erfolgsgeschichte der Untergrundmusik im Jahr 2024 (NPR). Flegel hätte vor 60 Jahren als Songwriterin im Brill-Building brilliert, meint der Pitchfork Rezensent. Genau, das Diamantene Jubiläum im Titel verweist darauf, dass Flegel in den frühen Jahren im Feld der damals noch neuen Popmusik brilliert hätte, wenn sie oder er willens gewesen wäre und die Diziplin aufgebracht hätte, ihre oder seine Songs scheinen zu lassen. «Diamond Jubilee» ist ein Lo-Fi- bzw. Homerecording-Album, das nicht scheinen will, das skizzenhaft produziert ist und lottrige Arrangements aufweist. Nicht gerade Philosophy of the World, aber in diese Richtung. Möglicherweise unvorteilhaft für die guten Songs.
Die zurückhaltende Geste wirkt, wie sie in der alternativen Musik stets gewirkt hat: Die Unternull-Produktion wird von vielen Hörer*innen und Rezensent*innen als Coolness gelesen. Dass «Diamond Jubilee» für Pitchfork das Album des Jahres ist, wird von daher verständlich (siehe Pitchfork: Best Albums of 2024). Andererseits bin ich mir nach längerem Hören nicht mehr sicher, ob wir es hier mit Zurückhaltung zu tun haben oder ob das einfach der Ausdruck der Musik von Flegel / Cindy Lee ist. Mein anfänglicher Fehler war, dass mir das hervorragende Songwriting aufgefallen ist (spiel beispielsweise «Government Cheque» oder «Durham City Limit» an), diese Musik aber anstrengend war, zu hören. Mein Hirn hat laufend die skizzenhaften Teile an die rechte Stelle gerückt, Instrumente durch andere ersetzt und mit der vermeintlich richtigen Präsenz im Mix ausgestattet. Ich habe den Rohstoff gehört, statt das Produkt, die Zutaten im Rezept gelesen statt den Kuchen geschmeckt. Es blieb Müdigkeit nach vier oder fünf Tracks und da waren noch mehr als 25 weitere zu entdecken. Das Album besteht aus 32 Tracks (Stichwort: Muchness). Ich war überfordert. Mittlerweile gelingt es besser, «Diamond Jubilee» wirklich zu hören, so dass es sich auszahlt. Das Album bleibt indes schwierig, eines, das Zeit braucht.
Worin besteht Cindy Lees Kunst? Wird hier mit Erinnerungen an eine grosse Pop-Tradition gearbeitet, die vor ihrer Zeit existiert hat (Paradigma: Gitarrenpop-Hauntology)? Es gibt Spuren von Disco- und Glam in der Musik, was schwer an Ariel Pink's Haunted Graffiti erinnert (Paradigma: Glo-Fi-Pop). Möglicherweise handelt es sich um eine Art archäologische Grabung durch die Schichten der Popgeschichte, die deren verwitterte, teilweise bereits zersetzten Remineszenzen findet (Paradigma: Hypnagogicpop)? Oder hören wir eine psychedelische Popmusik ohne Euphorie?
Die Fragen bleiben und «Diamond Jubilee» kommt dann doch an ein Ende, das heisst, es hört einfach auf. Es soll übrigens das letzte Album des Bandprojekts sein ...

Personen und Querverweise


Cindy Lee
Pat Flegel
Steven Lind

Trackliste

CD 1 1. Diamond Jubilee - 5:22 2. Glitz - 4:10 3. Baby Blue - 3:55 4. Dreams Of You - 2:46 5. All I Want Is You - 3:01 6. Dallas - 3:15 7. Olive Drab - 1:31 8. Always Dreaming - 3:43 9. Wild One - 3:43 10. Flesh And Blood - 5:14 11. Le Machiniste Fantome - 1:03 12. Kingdom Come - 4:42 13. Demon Bitch - 4:24 14. I Have My Doubts - 3:32 15. Til Polaritys End - 4:05 16. Realistik Heaven - 3:42 ^CD 2 1. Stone Faces - 4:22 2. Gayblevision - 2:57 3. Dracula - 6:08 4. Lockstepp - 4:40 5. Government Cheque - 3:34 6. Deepest Blue - 2:57 7. To Heal This Wounded Heart - 3:34 8. Golden Microphone - 2:49 9. If You Hear Me Crying - 4:01 10. Darling Of The Diskoteque - 3:04 11. Dont Tell Me Im Wrong - 4:48 12. Whats It Going To Take - 3:29 13. Wild Rose - 3:50 14. Durham City Limit - 5:24 15. Crime Of Passion - 3:13 16. 24/7 Heaven - 5:25 *Alle Tracks: Pat Flegel.