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TikTok
TikTok ist ein Videoportal, das von der chinesischen Firma ByteDance angeboten wird. Nach dem Lounch im September 2016 wurde TikTok schnell zur beliebtesten Socal Media Plattform und hat dabei Kurzvideos etabliert und populär gemacht. Die App konzentriert sich auf kurze, prägnante und oft mit Musik unterlegte Videos, die in der Regel zwischen 15 Sekunden und 3 Minuten lang sind. Dieses Format hat sich insbesondere bei der jüngeren Generation als äusserst beliebt erwiesen, da es schnell konsumiert werden kann und die kurze Aufmerksamkeitsspanne der Nutzer*innen ausnutzt. TikTok fördert die «Kreativität» der Nutzer*innen durch eine Vielzahl von Tools und Funktionen, wie z. B. Filter, Effekte und Sounds. Die Plattform ist bekannt für ihre viralen Trends und Challenges, die Nutzer*innen dazu anregen, eigene Inhalte zu erstellen und sich mit anderen zu vernetzen.
Einfluss auf andere Plattformen
Der Erfolg von TikTok hat andere Social-Media-Plattformen dazu veranlasst, ähnliche Funktionen zu integrieren. YouTube hat beispielsweise «Shorts» eingeführt, Instagram «Reels» und Snapchat «Spotlight». Diese Funktionen ermöglichen es Nutzern, kurze Videos zu erstellen und zu teilen, um mit dem Trend Schritt zu halten und die Aufmerksamkeit der jüngeren Zielgruppe zu gewinnen.
TikTok und Musik
TikTok hat die Musiklandschaft massgeblich beeinflusst, vor allem durch seine Fähigkeit, Songs viral gehen zu lassen und unbekannte Künstler*innen bekannt zu machen. Einer der ersten dieser Acts war Lil Nas X, der dank TikTok mit Old Town Road viral ging. Der Song wurde durch unzählige Memes und Challenges auf der Plattform bekannt und erreichte schließlich Platz 1 der Billboard-Charts. Weitere Beispiele sind Doja Cat, deren Song Say So durch eine Tanz-Challenge in die Charts katapultiert worden ist. Megan Thee Stallion profitierte von Tanz-Challenges zu Savage und WAP. Bella Poarch wurde durch ein simples Lip-Sync-Video zu Build A Bitch zum TikTok-Star. Olivia Rodrigos Drivers License wurde auf TikTok intensiv genutzt und trug massgeblich zu ihrem Erfolg bei. Der australische Rapper Masked Wolf erlangte mit seinem Song Astronaut in the Ocean weltweite Bekanntheit über TikTok. Der schottische Postbote Nathan Evans wurde durch seine Sea Shanties auf TikTok zum Star und erhielt sogar einen Plattenvertrag. Auch die schweizerische Priya Ragu verdankt ihren Erfolg weitgehend TikTok.
Neben Musiker*innen wurden auch Künstler*innen aus anderen Feldern über TikTok bekannt, z.B. @khaby.lame, der Komiker, der bekannt für seine wortlosen Reaktionsvideos wurde, @charlidamelio oder @addisonre Tänzer*innen sowie @fundara als hyperrealistischer Maler.
Herausforderungen für die Musikindustrie
TikTok hat (wie andere Social Media Plattformen vor ihm die Machtverhältnisse in der Musikindustrie weiter verschoben. Künstler*innen sind nicht mehr ausschliesslich auf Plattenlabels angewiesen, um ihre Musik zu promoten. Auf der anderen Seite profitieren die Verlage und Labels von Plattformen wie TikTok, weil sie keine kostspieligen Kampagnen für den Aufbau von Künstler*innen mehr machen müssen.
Die zunehmende Bedeutung von TikTok hat zu Verhandlungen über Lizenzgebühren zwischen der Plattform und den Musiklabels geführt. Universal Music zog im Jahr 2021 sogar seine Musik von TikTok zurück, da sie mit den angebotenen Konditionen nicht einverstanden waren.
Die Aufmerksamkeitsspanne auf TikTok ist kurz. Songs und Acts können schnell viral gehen, aber auch genauso schnell wieder in Vergessenheit geraten.
Verbot von TikTok in den USA
TikTok wurde vorgeworfen, von der chinesischen Regierung kontrolliert und dessen Algorithmen von chinesischen Interessen verzerrt zu sein. Vorgeworfen wurde den Betreibern der Plattform insbesondere Verletzung des Datenschutzes, die Verbreitung von Fehlinformationen und anstössiger Inhalte sowie die Rolle, die die Plattform im Israel-Hamas-Krieg spielte. Von TikTok gehe die Gefahr psychischer Gesundheitsprobleme (Suchtpotential) aus. In verschiedenen Ländern sind Bestrebungen im Gange, TikTok einzuschränken oder zu verbieten, zum Beispiel in den USA.
Es sieht so aus (Stand anfangs Januar 2025) dass der Supreme Court per 19. Januar 2025 TikTok verbieten wird. Dieser Entscheid widerspricht zwar der von der amerikanischen Verfassung garantierten Redefreiheit, diese kann aber im Interesse der nationalen Sicherheit eingeschränkt werden. Das ist es nun, was TikTok droht. Zum Beispiel dürfen ausländische Regierungen oder Stellvertreter in den USA keine Radiosender betreiben oder Rundfunksendungen kontrollieren, obwohl dieses Recht von der Redefreiheit garantiert wird.
Erstens muss man nun den Gerichtsentscheid abwarten und zweitens wird man eines Tages im historischen Rückblich beurteilen müsen, ob dieses ganze juristische Techtelmechtel nicht eine starke Komponente Protektionismus enthalten hat. TikTok hat amerikanischen Plattformen den Rang abgelaufen. Reagiert man nun, statt mit besseren Apps aufzuwarten, mit einem Verbot? Am Ende wird die Entwicklung dazu führen, dass wir im Westen ein anderes Internet haben als die Länder, die unseren Werten feindlich gesindt sind. Die Berliner Mauer wird im Internet wieder aufgebaut. Baujahr 2025.
Quellen
– Marie-Astrid Langer: Letzte Chance für Tiktok: Diese drei Ausgänge sind am Supreme Court möglich (NZZ, 10.1.2025)
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