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Glamour
«Glamour» bezeichnet eine von Exklusivität umgebene Schönheit und Eleganz. Glam(our) gehört in den Kontext massenmedial (Film, Presse, Fernsehen, Popmusik) verbreiteter Bilder von schönen, selbstbewussten Menschen, die ihre Person mit einer Aura des Exklusiven und Besondern versehen und selbstbewusst ausdrücken. Klassischer Glamour entstand im Zusammenhang mit Hollywood-Filmstars wie Bette Davis, Greta Garbo, Elizabeth Taylor, Marilyn Monroe oder Audrey Hepburn. Dieser Glamour gilt als zeitlos und elegant. Davon heben sich zeitgenössischere Spielarten der Glamours ab, die ironisch sind. Glampunk und Campness untergraben die Ernsthaftigkeit und die Machtstrukturen des traditionellen Glamours. Sie bieten einen Raum für Spiel, Selbstdarstellung und die Befreiung von gesellschaftlichen Normen. Popacts wie die Sex Pistols oder Nina Hagen provozierten mit ihrem Auftreten und ihrer Musik eine breite Öffentlichkeit, aber machten auf beeidruckende Weise klar, dass die Mechanismen des Glams nicht exklusiv zu sein brauchen. Ein Popstar wie Lady Gaga verkörperte am Anfang Ihrer Karriere eine campe Extravaganz, die den klassichen Glamour durch Übertreibung untergräbt und für genderpolitische Zwecke appropriiert.
Klassicher Glamour
Ursprünglich bezog sich Glamour auf einen Zauber, der Menschen oder Dinge attraktiver erscheinen ließ, als sie in Wirklichkeit waren. Dieser Aspekt der Illusion und des Verzauberns klingt auch heute noch in der Verwendung des Begriffs mit. Dieser Glamour wird oft mit Schönheit, Eleganz und einem Hauch von Luxus assoziiert. Glamouröse Menschen, Orte oder Dinge erscheinen makellos, anmutig und stilvoll. Für andere Menschen wirken sie unerreichbar. Es geht um das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, Zugang zu einer Welt zu haben, die den meisten verwehrt bleibt. Der klassiche Glamour braucht rote Teppiche (Filmpremieren und Preisverleihungen), aufwändige Garderoben und Styling. Die Medien müssen präsent sein, die Blitze der Fotografen. Die Bilder müssen verbreitet werden, in den News, in Hochglanzmagazinen usw.
Glampunk: Glamour des Elends
Die Anfänge von Punk in den mittleren 1970er Jahren brachten eine neue Facette von Glamour ins Spiel, die sich vom klassischen Verständnis subversiv abhob. Punk, mit seinen Wurzeln in Rebellion und Antikapitalismus, pervertiert den klassischen Glamour. Er nimmt die Ästhetik der Ausgrenzung, der Armut und der Drogen und verwandelte sie in etwas ganz Neues, Schockierendes und Provokatives. Mit einfachen Mitteln wie Gender-Transgressionen, Fetisch- sowie bricollagierten Klamotten stellte Glampunk die etablierten Normen von Schönheit und Stil in Frage und kreierte aus Rissen, Sicherheitsnadeln, grellen Farben oder Irokesenschnitten eine eigene «Ästhetik des Hässlichen». Der wesentliche Zug von Glampunk war die improvisierte Do-It-Yourself-Ästhetik. Kleidung wird zerrissen, bemalt und mit Symbolen versehen. Damit wird die Exklusivität des traditionellen Glamours untergraben. Im Gegensatz zum klassischen Glamour, der oft auf Illusion und Perfektion basiert, geht es beim Punk um Gesten einer rauhen und ungeschliffenen Authentizität. Das Elend (Armut, Abhängigkeit von Drogen oder Hoffnungslosigkeit) wird nicht versteckt, sondern offen zur Schau gestellt. Glampunk ist ein Glamour, der mit dem Nihilismus flirtet und die Vergänglichkeit zelebriert.
Glamour und Campness
Die campe Ästhetik hat eine weitere Art des Glamours hervorgebracht: Ein ironisches Spiel mit Künstlichkeit und Übertreibung. Diese Art des Glamurösen überhöht den klassischen Glamour ins Absurde, bis er kippt und etwas Neues und überspitztes entsteht. Er nimmt Klischees und Stereotype des Glamours auf und überzeichnet sie bewusst, bis sie grotesk wirken. Camp liebt das Theatralische, das Künstliche und Übertriebene. Perücken, Make-up, Pailletten, Federn – alles wird eingesetzt, um eine überbordende, theatralische Wirkung zu erzielen.
Die Glam-Genres im Musikzimmer
– Sparte: Glamrock
– Stil: Artglam
– Stil: Glampunk
– Stil: Popglam
– Stil: Glammetal
– Stil: Glamrock ab den 1980er Jahren
– Stil: Glampunk ab den 1980er Jahren
Querverweise
– Paste: The 30 Greatest Glam Rock Albums of All Time (17. Oktober 2023)
– Antiglam
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