Musikzimmer Blog Post: ADT

Willkommen im Musikzimmer! Dies sind die empfohlenen Inhalte, Neuerscheinungen und Veranstaltungsankündigungen.

ADT

ADT oder «Automatisches Double-Tracking» war eine Aufnahmetechnik der mittleren 1960er Jahre, die in den Abbey Road Studios in London entwickelt wurde als sie noch EMI Studios hiessen. Um Doubletracking herzustellen, was zu dieser Zeit ein Produktionsstandard für Stimmen und Soloinstrumente war, musste eine Sängerin, ein Sänger oder eine Band zwei Mal singen. Der Gesang musste genügend ähnlich sein und es brauchte in der Regel mehrere «takes» bis der Produzent zufrieden war. Doubletracking kostete Zeit und eine ganze Aufnahmespur auf der 4-Kanal-Maschine.
Der Anlass, um ADT zu erfinden kam 1966 möglicherweise vom damals führenden EMI-Act, den Beatles, die keine Lust auf zwei Mal singen und spielen hatten, oder von den EMI-Aufnahmetechnikern, die den Aufnahmeprozess beschleunigen, Kosten senken und eine Aufnahmespur mehr zur Verfügung haben wolten.
Es war Techniker Ken Townsend der mit der Lösung kam: Die bei der Aufnahme verwendeten Studer 4-Spur-Tonbandgeräte hatten zwei leicht zeitversetzte Ausgänge pro Aufnahmekanal, die Townsend während dem Mix-Prozess abgriff. Auf einem der Ausgänge schloss er eine EMI BTR 2 Mono Tonbandmaschine an, die das Signal bei einer von einem Kristall-Oszillator gesteuerten und von Hand abgestimmten Geschwindigkeit von rund 30 inch pro Sekunde aufnahm und schliesslich mit dem anderen Signal vom Vierspur-Band zusammen mischte (siehe das Video von Waves Audio mit dem Ken Townsend Interview).
Das ADT-Verfahren erfand mit dem Oszillator gesteuerten Tonband einen Audio-Effekt, den man bis heute «Flanging» nennt (siehe Flanger. Flanging entsteht, wenn man die Geschwindigkeit des zusätzlichen Tonbandgeräts leicht wobbelnd verändert (schnelles hin- und her drehen des Frequenz-Drehreglers. Den Begriff haben laut Mark Cunningham George Martin und John Lennon geprägt. Als lennon fragte, wie man das Problem des ADT nun gelöst hätte, erklärten ihm die Techniker den Trick. Lennon aber hate wenig technisches Flair und verstand die Erklärung, die man ihm gab, nicht. George Martin sprang mit einer metaphorischen Beschreibung ein: «Wir leiten deine Stimme wie durch die Zähne einer Gabel, wobei sie durch das eine oder andere Gerät geht, wodurch ein sprühender Rand/Flansch entstehet» (Cunningham, p. 145). Lennon verstand es zwar noch immer nicht aber er kommunizierte von nun an mit den Technikern so: «Kannst du meine Stimme bei diesem Song flangen?» So bürgerten sich das Wort Wort «Flanging» für den Effekt ein. Wenig später wurden auch Effektgeräte gebaut, die diesen Effekt nutzen und die man Flanger nannte.
Links
Inside Abbey Road: Artificial Double Tracking (13. April 2020)

Link zum Inhalt: [M]