Musikzimmer Blog Post: Taylor Swift: THE TORTURED POETS DEPARTMENT

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Taylor Swift: THE TORTURED POETS DEPARTMENT (= Tortured Poets)

«Tortured Poets Department» kombiniert über weite Strecken die Intimität und die Altpop-Sensibilität von Folklore und Evermore mit dem Synthpop-Glanz von Midnights zu neuer ambitionierter Mainstream-Popmusik.
Der erste Höreindruck war: Das habe ich alles schon mal gehört. Vertraut. Musik nach alten Formeln. Dann fällt plötzlich auf, dass es keinen Superhit auf diesem Album gibt. Jeder Song klingt gut – wie ein Taylor-Swift-Song eben –, aber am zweiten Tag musste ich nachschauen, welchen Track sie als «Single» ins Rennen geschickt hat. Es ist Fortnight und ich hätte es nicht erraten können.
Am Veröffentlichungstag kamen weitere 15 Tracks als Überraschungsrelease unter dem Titel «The Tortured Poets Department: The Anthology» heraus. Schläft Taylor Swift noch weniger als ich?
Muchness ohne einen, zwei, drei «Bangers». Kein Karriereschritt, kein Monument, eher der literarische Spiegel eines Lebens auf der Bergspitze einer einzigartigen Karriere, die sie bisher in keinen der drohenden Seitengräben der Strasse des Erfolgs gesteuert hat. Sie und Lana Del Rey sind die grossen Literatinnen der heutigen stillstehenden Popmusik, die Kulmination einer Kultur, die ich bis zu Carole King, Bob Dylan und den Lennon-McCartney zurück führe, wahrscheinlich sogar zu Cole Porter.
Die Tracks von «Tortured Poets» sind makellos arrangiert und produziert. Taylor Swift und ihre beiden eingespielten Produktionspartnerschaften mit Aaron Dessner und Jack Antonoff funktionieren traumwandlerisch. Das Vokabular ihrer Arbeitsweise hat sich hörbar noch nicht erschöpft. Aber man wundert sich, ob sie irgendwann aus diesen bewährten Strukturen aussteigen wird, um ihrer Karriere einen neuen, lateralen Impuls zu verleihen. Vielleicht macht sie auch so weiter und irgendwann stelle ich mir vor, werde ich beim Hölren ihrer Songs etwas müde und zerstreut. Gerade noch nicht. Gerade noch nicht.

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