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Raymond Scott: Soothing Sounds for Baby: Volume 1
Raymond Scott war ein Vorreiter der elektronischen Musik, obwohl seine Methoden gröstenteils elektroakustisch waren. Scott arbeitete in den 1950er Jahren mit Robert Moog zusammen und baute auch später eigene elektronische Instrumente, z.B. einen Sequenzer oder das Clavivox.
Raymund Scott (1908– 1994) in seinem Manhattan Research Studio. Bildquelle: The Vinyl Factory (in einer Rezension von Jonny Trunk, 15. März 2017).
Raymond Scott produzierte 1962 und 63 drei Alben mit «Soothing Sounds for Baby». Er benutzte dazu eine Kombination von selbstgebauten (Clavivox) und auf dem Markt erhältlichen Instrumenten (Ondioline). Zudem experimentierte er mit bekannten und bahnbrechenden Aufnahmetechniken, die aus der konkreten Musik und der Studiomusik der Zeit stammten. Teilweise klingt seine Musik für Säuglinge wie von einem frühen modularer Synthi produziert. Sie wurde aber gut zwei Jahre vor den ersten Komponenten modularer Synthis produziert.
Scott verwendete folgende Instrumente und Techniken aus seinem Manhattan Research Studio:
- Das Clavivox, ein von Scott entwickeltes elektronisches Tasteninstrument, das eine Mischung aus Theremin und Keyboard war. Es erzeugte weiche, wellenförmige Töne, die für die sanften, hypnotischen Melodien in «Soothing Sounds for Baby» ideal waren. Das Clavivox ermöglichte präzise Klangmodulationen und war ein Vorläufer späterer Synthesizer.
- Die Ondioline, ein frühes elektronisches Tasteninstrument, das Scott häufig spielte. Die Ondioline wurde in den 1940er-Jahren von Georges Jenny entwickelt. Es konnte vielseitige, vibratoartige Klänge erzeugte und imitierte dabei verschiedene Klangfarben («timbres»). Scott nutzte sie für die melodischen und rhythmischen Elemente seiner Alben, insbesondere für die verspielten Klänge.
- Selbstgebaute Oszillatoren und Rhythmusgeneratoren, die repetitive, minimalistische Klänge und Rhythmen erzeugten. Diese Geräte waren für die hypnotischen, sich wiederholenden Strukturen der Alben entscheidend, die an spätere Minimalismus- und Ambient-Werke erinnern. Besonders in Volume 1 (1–6 Monate) sind die einfachen, rhythmischen Muster auf solche Oszillatoren zurückzuführen.
- Der Electronium-Prototyp, an dem Scott seit den frühen 1960er Jahren arbeitete. Das Electronium war ein komplexes halbautomatisches Kompositionsgerät, das elektronische Töne in Sequenzen erzeugte. Obwohl das Instrument in seiner vollständigen Form erst später entwickelt wurde, könnten frühe Prototypen oder funktionierende Bauteile für das künftige Instrument für die Alben verwendet worden sein. Später war das Electronium eines der ersten Geräte, das polyphone Sequenzen automatisch generieren konnte.
- Scott nutzte selbst entwickelte Mehrspuraufnahmetechniken und ein Gerät namens Bandecho, um Echo- und Delay-Effekte zu erzeugen. Diese Techniken verliehen der Musik ihre räumliche, schwebende Klangqualität, die sie von anderen Produktionen der Zeit abhoben. Das Bandecho kann als Vorläufer des Echoplex gesehen werden.
- Scott verwendete weitere Geräte aus seinem Studio: modifizierte Oszilloskope, selbstgebaute Sequenzer sowie elektromechanische Gadgets, die teilweise mit Lichtschranken und Motoren arbeiteten, um Töne zu generieren und modulieren.
Raymond Scott gilt heute als einer der Pioniere der elektronischen und der Ambient Musik.
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