Musikzimmer Blog Post: Gillian Welch: «Time (The Revelator)»

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Gillian Welch: Time (The Revelator)

«Time (The Revelator)» wurde im RCA Studio B in Nashville aufgenommen, das damals eigentlich nur noch als Touristenattraktion diente. Das museale Setting war stimmig für diese Musik, die eine längst vergangene Zeit im amerikanischen Süden evoziert.
Gillian Welchs Album stellte einen Wendepunkt in ihrer Karriere dar. Das mit Gitarre (gespielt vom musikalischen Partner David Rawlings) und Banjo minimal instrumentierte Reenactment von Americana aus den Appalachen erzeugt eine intime und eindringliche Atmosphäre. Der Albumtitel «Time (The Revelator)» bezieht sich neben der theologisch-existenziellen Dimension auch auf die in den 1920er Jahren zum ersten Mal gebaute und gespielte Resonatorgitarren der Hersteller «National» und «Dobro». Deren lauter Klang (dank eingebauten metallischen Resonatoren) wurde damals als «revelation» (Offenbarung) bezeichnet.
Das Album enthält einige von Welchs stärksten Kompositionen, darunter Revelator, «I Want to Sing That Rock and Roll», «Dear Someone» und Everything Is Free. Die Texte behandeln vorwiegend Themen wie Zeit, Verlust, Glaube und menschliche Existenz. Die einzige Ironie daran war, dass «Time (The Revelator)» nie als Album seiner Zeit, sondern als zeitlose Musik rezipiert wurde und wird, als Musik, die aus der Geschichte herausgelöst gehört wird. Dies war und ist der retromanische Anspruch des Americana-Revivals, das durch dieses Album und durch Alison Kraus' (Album New Favorite) initiiert wurde.
Das Album war ein sofortiger Erfolg bei der Kritik und erhielt eine Grammy-Nominierung für das beste zeitgenössische Folk-Album, der schliesslich indes an «Love And Theft» ging. Es wird häufig in Listen der besten Alben der 2000er Jahre aufgeführt.

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