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: Beatles ’64
Auf Disney+ veröffentlichte Musikdokumentation von David Tedeschi über den ersten Besuch der Beatles in den USA, bei dem die britische Gruppe New York im Sturm für sich eingenommen hatte. Das Ereignis der Ankunft der Beatles löste die British Invasion aus, ein nie zuvor erwachtes Interesse der US-Öffentlichkeit an britischer Popmusik.
David Tedeschi hat zuvor mit Martin Scorsese zusammengearbeitet, der bei diesem Film als Produzent fungiert.
«Beatles ’64» schneidet das Filmmaterial der Maysles Brüder für die TV-Dokumentation What's Happening! The Beatles in the U.S.A. neu zusammen. Das Material ist in seiner ursprünglichen Form interessant, weil die Brüder Mitbegründer des Cinéma vérité Stils für Musikdokumentationen waren und eine grossen Einfluss auf die Machart des ersten Beatles Kinofilms A Hard Day’s Night hatten. Das Filmmaterial hat aber auch Schwächen, weil die Maysle-Brothers als britische Filmemacher in den USA zuweilen auf verlorenem Posten standen. Sie hatten zum Beispiel keine Erlaubnis, in den CBS Studios zu drehen. Protektionismus der US-Gewerkschaft! Statt die Ed Sullivan hinter der Bühne aufzunehmen, drehten die Regisseure eine beliebige Familie Gonzales mit Mädchen, die die Show am TV anschauen. Nicht wirklich beeindruckend.
Hinzu kommen verschiedene Interviews, die für diese neue Doku gemacht wurden. Leider sind sie teilweise unerträglich oberflächlich, weil die Leute, die man dafür gewählt hat, nichts Wesentliches zu sagen haben (David Lynch beispielsweise). Dabei beginnt der Film mit dem Versprechen: «The film features personal stories from people who were there.» Völlig pathetisch ist Joe Queenan, ein Mensch der für Satire bekannt ist, der erzählt wie seine Schwester im Dezember 1963 das Radio anschaltet und She Loves You gespielt wird. Zu Tränen gerührt sagt er: «Es war als ginge das Licht an – in totaler Finsternis ging das Licht an!» Das ist Sissy-Zeug und nicht Beatles-Style.
Vielleicht liegt die geringe Aussagekraft daran, dass die Zeitzeugen am aussterben sind. Mein Verdacht ist aber eher dass die Produktionskette (Disney, Scorsese, Tedeschi) den FIlm in sehr kurzer Zeit herausgehauen hat und offenbar mit geringen Standards zufrieden war. Es ist traurig, was man hier gezeigt bekommt. Was das Ganze noch schlimmer macht: Grosse Teile des verwendeten Filmmaterials und Songs wie In My Life stammen aus anderen Jahren als 1964, stimmen also historisch nicht. Fazit: Der Film ist kein «Land Ho!» wie es Lennon am Ende schreit, er ist schlicht ein überflüssiges Machwerk.
Querverweise
– Gary Berman: The Man Who Filmed The Beatles
– Albert und David Maysles: What's Happening! The Beatles in the U.S.A.
Links
– Pop Goes The Sixties: Beatles '64: A Review (28. Dezember 2024)
– Albert & David Mysles: What's Happening! The Beatles in the U.S.A. (Internet Archive) – dieses Zeitzeugnis ist im Internet Archive verfügbar. Die Zeit ist besser investiert, wenn man sich diese Originalbilder reinzieht.
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